Warum halten Igel einen Winterschlaf? Alle Infos auf einen Blick

Sicherlich ist dir auch schon einmal aufgefallen, dass du im Winter keine Igel zu sehen bekommst. Das liegt daran, dass die kleinen Tiere ab November in einen tiefen Schlaf fallen. Auch unsere heimische Igel-Art, der Braunbrustigel, geht in den Winterschlaf. Doch warum machen Igel einen Winterschlaf und was bedeutet dies für das Tier und seine Lebensweise?

Igel halten aus verschiedenen Gründen einen Winterschlaf. Der wichtigste Grund ist der Nahrungsmangel, denn in der kalten Jahreszeit findet der Igel nicht genügend Futter zum Überleben Weitere ausschlaggebende Faktoren sind fallende Temperaturen, abnehmende Tageslichtlänge sowie hormonelle Umstellungen im Körper. Der Winterschlaf dauert etwa vier bis fünf Monate.

Igelhaus*

Wie überwintern Igel?

Igel können bei extremen Temperaturen überleben, nicht aber ohne Nahrung. Und das ist einer der ausschlaggebenden Gründe, warum die Tiere einen Winterschlaf halten. Um die kalte und futterarme Jahreszeit zu überbrücken ziehen sie sich instinktiv in ihren Unterschlupf zurück und verschlafen die kalten Wintermonate.  Igel ernähren sich hauptsächlich von Insekten wie Käfern, Larven, Würmern oder Schnecken. Während der Wintermonate beginnen diese natürlichen Nahrungsquellen des Igels zu verschwinden. Die Antwort für den Igel in Zeiten der Hungersnot ist der Winterschlaf.

Kleiner Igel
Kleiner Igel

Um den Winter zu überstehen, muss der Igel bereits im Sommer damit beginnen, genügend Fettreserven anzulegen. Daher sind Igel in diesen Monaten sehr aktiv und suchen eifrig nach Nahrung. Für ihr Überleben im Winter ist es entscheidend, dass sie in dieser Zeit genügend Fitter finden und zu sich nehmen, um ein dickes Speckpolster aufzubauen. Igel regulieren ihr Gewicht in der Regel nicht und sind dafür bekannt, dass sie sich überfressen. Aber das kommt ihnen dann in den Wintermonaten zugute.  

Die Fettreserven, die sich Igel über den Sommer und Herbst anfuttern, können in zwei Kategorien eingeteilt werden: Einmal in weißes Fett und einmal in braunes Fett. Das weiße Fett dient zur Aufrechterhaltung des Stoffwechsels während des Winterschlafes. Das braune Fett hingegen kommt zum Einsatz, wenn Igel aus dem Winterschlaf erwacht. Denn dieses Fett kann besonders schnell in Energie umgewandelt werden, was für die Aufwachvorgänge besonders wichtig ist.

Was passiert mit Igeln während des Winterschlafs?

Der Igel gehört zu den sogenannten homoiothermen (gleichwarmen) Tieren, die ihre Körpertemperatur eigenständig aufrechterhalten können, dafür aber viel Energie benötigen. Da im Winter nicht so viel Energie aufgrund von Nahrungsmangel zur Verfügung steht, muss der Igel die Energie die er zum Überleben brauch auf ein Minimum reduzieren und geht deshalb in den Winterschlaf. Dabei wird seine Körpertemperatur herabgesenkt und die Stoffwechselaktivität reduziert.

Während des Winterschlafs verlangsamt sich der Herzschlag des Igels von 190 auf 20 Schläge pro Minute. Die Körpertemperatur sinkt dramatisch ab und passt sich ich an die der Umgebung an. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt schaltet sich dann die Wärmeregulierung an, um den Igel vor dem Erfrieren zu schützen. Die Minimaltemperatur beträgt etwa 5 Grad Celsius.  Fällt die Körpertemperatur auf einen kritischen Wert (ca. 0 °C), so wird der Stoffwechsel kurz aktiviert und die Körpertemperatur steigt kurzfristig auf den Normalwert an.

Igel im Laub
Igel im Laub

Allerdings schlafen Igel während der Winterschlafperiode nicht durch. Sie wachen ein paar Mal auf, verlassen aber selten ihr Nest. Diese natürlichen Unterbrechungen des Winterschlafs sind nicht ungewöhnlich und treten meist bei milden Temperaturen auf.  Igel verbringen nur ca.  80% der Winterschlafzeit wirklich schlafend. Während den Wachphasen bleiben sie aber oft in ihrem Nest und schlafen nach einigen Stunden weiter.

Falls es sie doch aus dem Nest treibt dann suchen sie nach Nahrung oder wechseln sogar ihr Winterschlafnest. Dies kommt aber nur selten vor uns ist für den Igel alles andere als gut. Denn ist er einmal aufgewacht, muss er seine Herzfrequenz wieder auf ein Nicht-Winterschlaf-Niveau bringen und seine Körpertemperatur wieder auf ein normales Niveau anheben. Während dieses Aufwachvorgangs und der Wachphase benötigt der Igel sehr viel Energie. Wenn Igel in dieser Wachphase keine Nahrung finden können, besteht eine reelle Chance, dass sie den Winter nicht überleben werden. Generell ist es für Igel sehr riskant, den Stoffwechsel zu verändern, und viele überleben den Winterschlaf einfach nicht.

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Kann ein Igel im Winter erfrieren?

Auch wenn die Temperaturen Tage oder sogar Wochen unter Null Grad liegen, kann ein normalgenährter, gesunder Igel gut überleben. Ein kalter Winter ist in unseren Breitengraden nämlich eigentlich ganz normal und die milden Temperaturen der letzten Jahre stellen die eigentliche Abweichung dar. Unsere heimische Igel-Art, der Braunbrustigel, kommt daher mit tiefen Wintertemperaturen gut zurecht. Dies beweist auch sein Vorkommen in Nord-Russland, einem Gebiet, wo die Winter sehr viel härter und kälter sind als bei uns.

Allerdings braucht der Igel bei sehr kalten Temperaturen etwas mehr Energie, um seine Winterschlaf-Körpertemperatur von 1-5° C aufrecht zu erhalten. Wenn er aber im Herbst genügend Speck angefuttert hat und mit einem guten Gewicht von über 500 Gramm in den Winterschlaf gestartet ist, wird er auch sehr kalte Winterperioden gut überstehen. Kritisch kann es aber dann werden, wenn Igel den Winterschlaf in einem geschwächten Zustand beginnen oder sich ein schlecht isoliertes Nest gebaut haben. Sehr kalte Temperaturen können dann lebensgefährlich werden. Man sollte dabei immer im Hinterkopf behalten, dass der Winterschlaf als Selektionsmechanismus fungiert, um die Igelpopulation vital und kräftig zu halten.  

Je nachdem, wie lange der Winterschlaf dauert, verliert ein Igel in dieser Zeit bis zu 40 % seines Körpergewichts. Das sind täglich etwa 1 bis 2 Gramm.

Wann gehen Igel in den Winterschlaf?

Sinken die Temperaturen im Herbst beginnt der Igel mit der Suche nach einem geeigneten Ort für seinen Winterschlaf. In der Regel ist dies ab Ende September bis Mitte/Ende Oktober der Fall. Vor allem naturnahe Gärten bieten Igeln einen geeigneten Ort zum überwintern. Das Aufstellen eines Igelhauses ist eine tolle Möglichkeit, den Tieren einen sicheren Ort zum überwintern zu bieten.

Sinken die Temperaturen schließlich über einen längeren Zeitraum unter sechs Grad, dann ist es für den Igel an der Zeit, sich in sein Winterquartier zu begeben. Üblicherweise ist das Ende Oktober. Der Winterschlaf dauert beim Igel bis zu fünf Monate – von November bis März.

Igel im Winterschlaf
Igel im Winterschlaf

Wie lange dauert der Winterschlaf des Igels?

Allerdings können klimatische Verhältnisse die Dauer des Winterschlafs beeinflussen. Ich schreibe diesen Artikel nun Mitte November und wir haben täglich immer noch über 10 Grad.  Dieser Klimawandel macht auch den Igeln zu schaffen, denn bei uns in Deutschland wird es jedes Jahr immer wärmer. Das verspätete „Einschlafen“ stellt weniger ein Problem dar. Aber milde Winter können dazu führen, dass Igel den Winterschlaf viel zu früh beenden – und das kann gefährlich sein. Denn wenn es zu einem späteren Zeitpunkt doch noch einmal sehr kalt wird, haben Igel große Schwierigkeiten zu überleben.

Ist ein Igel erstmal aus dem Winterschlaf erwacht, benötigt er sehr viel Energie, um seinen Körper bei niedrigen Temperaturen warm zu halten. Denn seine Stacheln sind nicht zum Wärmen gemacht und die angefutterte Fettschicht schmilzt sehr schnell dahin.

Unterschiedlicher Winterschlaf- Rhythmus der Igel

In der Regel gehen die Igelmännchen etwa einen Monat früher in den Winterschlaf als die Weibchen und Jungtiere. Das hat den Grund, dass männliche Igel gleich nach der Paarungszeit Gewicht zulegen können, während dies den Weibchen erst nach Trächtigkeit und Jungenaufzucht möglich ist. Die Weibchen brauchen dadurch einfach mehr Zeit, um genügend Fettreserven anzufressen. Auch Jungtiere müssen erst ein Mindestgewicht von 500 Gramm erreichen, um in den Winterschlaf gehen zu können. Daher sind junge Igel, deren Überleben von einem möglichst hohen   Winterschlafgewicht  abhängt, noch aktiv, wenn ihre Eltern längst schlafen. Umgekehrt ist es im Frühjahr: Die   erwachsenen Männchen erwachen zuerst, dann die Weibchen, und zuletzt die jungen Igel.

Igel im Herbst
Igel im Herbst

Wie wachen Igel aus dem Winterschlaf auf?

Die Aufwachphase des Igels aus dem Winterschlaf ist noch nicht vollends erforscht. Fakt ist aber, wenn die Tage im Frühjahr wieder länger werden und die Temperaturen steigen, sorgt die „innere Uhr” der Igel dafür, dass sie aus ihrem Winterschlaf erwachen. Die steigenden Temperaturen führen zu hormonellen Impulsen, sodass die Körpertemperatur ansteigt. Dieser Aufwachvorgang dauert zwischen 5 und 12 Stunden. Zusätzlich zum Aufbau von Wärme führt Muskelzittern dazu, dass die Tiere wieder bewegungsaktiv werden.

Hier erkläre ich dir, wie du herausfinden kannst ob ein Igel tot ist oder sich im Winterschlaf befindet.

Wo halten Igel Winterschlaf?

Wie ich schon angedeutet habe, ist auch dein Garten für Igel ein möglicher Ort für ein Winterquartier. Ausschlaggeben ob sich ein Igel bei dir wohlfühlt ist aber natürlich die Beschaffenheit deines Gartens.

Igel suchen sich für ihren Winterschlaf Orte, an denen sie optimal vor Nässe und Kälte geschützt sind. Darüber hinaus sollte der Platz vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein, denn sonst kann es passieren, dass der Igel zu früh aus seinem Winterschlaf aufwacht. Besonders beliebt sind kleine Plätzchen unter Holzstapeln oder in großen Laubhaufen. Aber auch in Hecken, unter umgestürzten Bäumen, in Baumhöhlen oder in Hohlräume unter Schuppen bauen sich Igel gerne ihr Winterquartier. Wichtig ist, dass sie sich an diesem Ort sicher und ungestört fühlen. Damit sie es auch schön warm haben, statten sie ihr kugelförmiges Nest mit Gräsern, Laub, Moos, Blättern und Zweigen aus. Darin rollen sie sich eng zu einer Kugel geformt ein und schlafen.

Igel baut sich ein Nest

Durch die zunehmende Urbanisierung verkleinert sich der Lebensraum der Igel immer mehr und es wird schwieriger für sie, geeignete Plätze für den Winterschlaf zu finden. Daher kommt es häufig vor, dass Igel auch in Gärten überwintern. Falls du selbst einen Garten besitzt, solltest du darauf achten, im Winter nicht zu sehr aufzuräumen. Denn dadurch könntest du womöglich ein Igel-Nest kaputt machen und den schlafenden Igel aus seinem Winterschlaf reißen.

Falls du doch auf einen Igel im Winter stößt und ihn aus Versehen geweckt hast oder er sowieso schon wach war zeige ich dir hier, was zu tun ist.

Igel im Winter gefunden – was zu tun ist

Findest du im Winter einen kleinen Igel, der aus seinem Winterschlaf gerissen wurde, solltest du zunächst kläre, ob du ihm helfen musst oder ob er deine Hilfe nicht braucht, denn es gilt immer: Gefangenschaft und Menschennähe bedeutet für den Igel Stress pur!

Überprüfe zunächst, ob der Igel sich einkugelt, wenn du ihn berührst. Ist dies der Fall kannst du ihn mit einer Küchenwaage wiegen. Ist er schwer als 500 Gramm und nicht krank oder verletzt braucht er deine Hilfe nicht und du setzt ihn am besten wieder dorthin, wo du ihn gefunden hast. Wurde der Igel jedoch aus seinem Nest verjagt oder ist das Nest kaputt gegangen, dann kannst du ihm eine Ersatzunterkunft bereitstellen. Hierzu reicht eine Kiste voller Stroh und eine Eingangsloch aus.

Igel in der Hand
Igel in der Hand

Es kann aber auch sein, dass ein Igel wach wird, weil er krank oder zu dünn ist. Daher solltest du neben dem Gewicht auch die Temperatur überprüfen. Dazu legst du ihn auf deine Handfläche und untersucht den Bauch. Ist der Bauch kälter als die eigene Hand ist der Igel unterkühlt. Wiegt er dann auch noch unter 50 Gram ist das ein Zeichen von Unterernährung. Nun braucht der Igel deine Hilfe!

Nimm ihn mit zu dir ins warme und wickle ihn in ein Handtuch. Nun musst du ihm etwas zu essen geben. Falls du keine Schnecken oder Regenwürmer im haus hast, geht auch leicht angebratenes Hackfleisch oder ein hartgekochtes Ei. Danach solltest du dich an eine Auffangstation für Igel wenden. Diese werden sich um den Igel kümmern, sodass er den restlichen Winter gut übersteht.

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2 Kommentare

  • Rainer Kirmse , Altenburg

    Ein kleines Gedicht über Igel und andere Mitgeschöpfe, die Probleme in der kalten Jahreszeit und Tierliebe ganz allgemein.

    Im Herbst fallen alle Blätter,
    Tiere trotzen Wind und Wetter.
    Im Winter drohen Schnee und Frost,
    Wildtieren bleibt nur Magerkost.

    IGEL IN NOT

    Kälter wird’s, die Nahrung knapp,
    das hält die Igel auf Trab.
    Da hilft ein Snack ab und an
    von uns Menschen, denkt daran.

    Zum Ruhen eine Ecke
    mit Laub, zu diesem Zwecke;
    den stachligen Gesellen
    soll’s an Wärme nicht fehlen.

    Igel brauchen Winterspeck
    und zum Schlaf ’nen stillen Fleck.
    Stören wir sie dabei nicht,
    vermeiden hier Lärm und Licht.

    Igel und Igelinnen
    schlafen durch zur Winterzeit.
    Auch wir kuscheln uns drinnen,
    wenn es wieder stürmt und schneit.

    Tiere im Allgemeinen,
    die Großen und die Kleinen;
    sie liegen uns am Herzen,
    uns quälen ihre Schmerzen.

    Wenn Mitgeschöpfe leiden,
    ist nicht die Zeit für Freuden.
    Wer Tiere nicht kann lieben,
    ist selber Tier geblieben.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

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